Seit 2008 kümmert sich Goretty Jora Pena, ein langjähriges Mitglied von »dentists and friends«, um Kinder von Prostituierten in Cochabamba, Bolivien. Dafür hat sie die Stiftung »Ninos con futuro« gegründet. Seither werden über 40 Kinder durch die Stiftung tagsüber im Privathaus von Gorettys Familie von einem kleinen Team betreut. Leider reicht der Platz nicht aus, um die Kinder auch nachts unterzubringen, so dass ihnen als Nachtasyl nur ein kleines Zimmer im Rotlichtviertel dient, das sich mehrere der nachts arbeitenden Mütter teilen. Viele Mütter sind alkohol- oder drogenabhängig. Damit den Kindern ein ähnlicher Lebensweg erspart bleibt und sie dem Teufelskreis aus Prostitution, Drogenabhängigkeit, Gewalt und Kriminalität entkommen, hat Goretty mit Unterstützung von »dentists and friends« und anderen Organisationen in einem Vorort von Cochabamba ein Wohnhaus für die Kinder gebaut. Hier können sie auf ein eigenständiges Leben außerhalb dieses Milieus vorbereitet werden.
Finanzierung
Für die Einrichtung des Hauses haben wir Fördermittel vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erhalten. Das Budget beläuft sich auf 25.000.-€, wovon wir 25% selber aufbringen mussten. Des Weiteren wurde die Genehmigung der Fördermittel davon abhängig gemacht, dass wir nachweisen konnten, dass die Finanzierung der monatlichen Kosten für den Betrieb des Kinderhauses (ca. 3000.- Euro) gewährleistet ist. Andere Organisationen unterstützen das Projekt mit 2500.-, so dass wir noch 500.- Euro monatlich aufbringen, was uns Dank regelmäßiger monatlicher Spenden gelingt. Wir danken allen Spendern, die das möglich gemacht haben, von ganzem Herzen.
Für die Einrichtung des Kinderhauses in Potrero/Cochabamba ist alles eingekauft und vor Ort. Der Umzug selber hat sich aber leider aus verschiedenen Gründen verzögert:
- Unverhoffte Spendengelder aus Kanada eröffneten die Möglichkeit, zunächst noch drei weitere Räume fertigzustellen.
- Wegen mehrerer Krankenhausaufenthalte fiel Goretty immer wieder komplett aus. Inzwischen geht es ihr aber, Gott sei Dank, wieder gut.
- Es mussten zusätzliche gravierende Probleme bewältigt werden, so dass das Projekt in Potrero zurückgestellt werden musste. So hatten sich zwei Kinder »zu Hause« bei ihren Müttern ernste Verbrennungen zugezogen und mussten mehrfach operiert werden. All das hat Goretty organisiert und mit Spendengeldern finanziert.
- Wegen der politischen Unruhen, die in Cochabamba als Hochburg von Evo Morales besonders ausgeprägt waren, mussten die Arbeiten in Potrero zeitweise ganz eingestellt werden. Potrero war nur noch zu Fuß (fünf Stunden eine Strecke) zu erreichen.
COVID-19
Wegen der Coronamaßnahmen waren die Schulen in Bolivien fast zwei Jahre lang geschlossen. In der Zeit konnten von unseren Spenden Laptops und Tablets angeschafft werden, damit die Kinder am digitalen Unterricht teilnehmen konnten. Erst seit Anfang Februar 2022 sind die Schulen wieder geöffnet und die Kinder kommen, natürlich mit Maske, wie gewohnt in die Stiftung. Unterstützung erhalten Goretty und ihr Team mittlerweile durch mehrere Jugendliche, die selbst als Kinder in der Stiftung waren. Sie begleiten die Kleineren bei Schul- und anderen Aufgaben tatkräftig. Trotz aller Schwierigkeiten haben die Kinder das Schuljahr mit sehr guten Noten abgeschlossen. Inzwischen haben schon mehrere Kinder ihr Abitur bestanden und studieren jetzt.
Nähprojekt für Mütter
Goretty hat für die Mütter der Kinder ein Nähprojekt aufgebaut, welches sehr gut angenommen wird und die Familien wirtschaftlich unterstützt. Sechs der Mütter besuchen eine Abendschule, um lesen und schreiben zu lernen und einen Schulabschluss zu erlangen. Nun hoffen alle auf einen baldigen Umzug nach Potrero. Bis dahin fährt Goretty weiterhin bei jeder Gelegenheit mit den Kindern dorthin.
Goretty Jora Pena
Damit Ihr einen Eindruck von Goretty bekommt, kopieren wir hier ihre letzte Mail hinein, in der sie das Jahr 2022 beschreibt. (Sie spricht ja gut deutsch, weil sie in Deutschland studiert und gearbeitet hat):
Liebe Dorothea! hier die Antworten auf deine Fragen.
1. Der Stand im Potrero ist nicht einfach. Jedes Mal verlangen die Behörde mehr Sachen. Jetzt wollen sie, dass wir eine Mauer aufbauen. Wir haben einen Zaun auf dem gesamten Grundstück. Wir sind dort sehr oft. Gerade jetzt noch mehr, weil die Schule fertig ist. Dort ist ein Ort der Ruhe und viele Aktivitäten fur die Kinder.
2. In diesem Jahr haben wir 37-40 Kinder.
Das wirklich gut und wichtig war, dass wir mit den Familien, mit den Eltern/Müttern gearbeitet haben. Es ist so was wie »Elternschule«, das hat gute Ergebnisse gehabt. Die Muttern haben gelernt, wie sie auf ihre Kinder besser aufpassen müssen. Wir sind sehr zufrieden.
3. Das größte Problem war der Fall des Euro. Das hat uns sehr getroffen. Wir hatten ein Budget für dieses Jahr und es war schwierig, vieles durchzuziehen. Außerdem haben wir uns dieses Jahr vorgenommen, ein kompletteres Team fur die Kinder zu haben.
4. Laurita geht es besser. Sie ist stabil. Sie bekommt die Chemotherapien weiter. jede Woche. Hat jede Woche auch die Untersuchungen/ Laboratorien. Ihre Haare sind ausgefallen, aber Gott sei dank nicht alle. Sie bekommt noch oft Bluttransfusionen. Wir passen sehr auf ihr Essen auf. Ihre Mutter gibt sich Mühe, auch wenn es wirklich
sehr hart ist. Ich begleite oder bringe Laurita jede Woche ins Krankenhaus fur ihre Behandlung.
5 Den Jungs die sich verbrannt haben geht es gut. es ist aber schwierig, weil sie haben Narben und das ist sehr schwierig fur ihre Selbstwertgefühl. Wir warte auf Ärzte aus dem ausland die ab und zu nach Bolivien kommen um solche Kinder zu operieren. Alejandro hat ein gutes Schuljahr gehabt, aber Cristian leider gar nicht. Er sagt, dass man sich in der Schule auf ihn lustig macht.
6. Das Nähprojekt läuft gut. Die Mutter, die daran teilnimmt, macht das gut. Sie sind sehr zufrieden. Sie haben Kängurus, Westen, Sportkleidung, usw. genäht.
Lieben Dank fur deine/eure Unterstützung.
Deine Goretty
Neuigkeiten aus dem Jahr 2023
Zahnarztpraxis
Überraschenderweise hat Goretty einen Projektwettbewerb gewonnen, wodurch die Einrichtung einer Zahnarztpraxis finanziert wurde. Es sollen hier auch Menschen aus der Umgebung behandelt werden. Dentists and friends konnte eine Menge Materialien und Instrumente dorthin abgeben. Wir planen, auch dorthin Zahnärzteteams aus Deutschland zu schicken.
Erweiterte Unterstützung
Die Kinder werden jetzt gezielt gefördert in Sport, Musik, Englisch, Kunst/Malerei, Kochen/Hauswirtschaft. Ziel ist es, vor allem den Jugendlichen, ein wirtschaftliches Einkommen zu ermöglichen. So wurden schon Caterings durchgeführt und es gab eine Ausstellung ihrer gemalten Bilder, die teilweise für 10-15 Euro verkauft werden konnten. In Bolivien erhöhen sich die Berufschancen mit guten Englischkenntnissen enorm.
Biologischer Anbau
Derzeit werden in Potrero Mais, Tomaten, Gurken, Kohl und Schoten gepflanzt. Natürliche Insektizide werden selber hergestellt, und eine Gruppe engagierter Mütter arbeitet fleißig mit. Das Nähprojekt läuft gut. Die Mütter, die daran teilnehmen, sind hochmotiviert. Sie nähen Westen, Sportkleidung, usw. und können diese auch auf den Märkten gut verkaufen. Das größte Problem war der Fall des Euro, wodurch das Budget für dieses Jahr kleiner ausfiel und nicht alle Vorhaben umgesetzt werden konnten.