Projekt Zahnarzt-im-Chaco
Dieses Jahr war ich wieder persönlich in Paraguay, um »nach dem Rechten« zu sehen. Das stellte sich auch als nötig heraus, befand sich unsere Ausrüstung doch in einem desolaten Zustand, den es zunächst auf zu arbeiten galt. Zum ersten Mal waren wir in einem Dreierteam im Einsatz. Meine Frau und ich wurden tatkräftig unterstützt vom Zahntechnikermeister Gerhard Lucas, der schon vor 3 Jahren einmal für uns im Chaco gearbeitet hatte. Durch die Ausweitung auf einfache ZE-Anfertigung war das Volumen unserer Ausrüstung beträchtlich angeschwollen. Zum Glück hatte uns der Bischof von Anfang an einen Toyota-Geländewagen zur Verfügung gestellt, mit dem wir z.T. selbstständig unterwegs waren. Zunächst behandelten wir quasi zum »Eingewöhnen«2 Tage in Pirizal, einem kleinen Dörfchen, das noch gut erreichbar ist (nur 100Km vom Asfalt entfernt), dann ging es weitere 240 Pistenkilometer ans »Ende der Welt« in das Dörfchen Pedro.P.Pena (PPP) im äußersten Dreiländereck Argentinien-Bolivien-Paraguay. Dort gab es kein Internet, keine Handydeckung, kein Telefon. Gesellschaftlicher Höhepunkt war der Gottesdienst am Sonntag und nach 10 Jahren Abstinenz: der Zahnarzt. Untergebracht waren wir in einer wohnlichen Holzbaracke. bekocht wurden wir von einer indigenen Köchin. Unser »Consultorio« richteten wir in einem Lagerraum der alten Mission ein. Über die vergangenen Jahre hatten wir schon allgemein ein ansteigendes Interesse an »heilen« Zähnen beobachten können, wo früher eine »tut-weh, dann-raus«-Mentalität herrschte. Daraus resultierte eine deutliche Reduktion der Extraktionen zu Gunsten von Kons-Leistungen, so weit dieses in den z.T. chaotisch desolaten Gebissen in PPP mit unseren eingeschränkten Möglichkeiten durchführbar war. Denn der nächste paraguayische Zahnarzt war fast 250Km entfernt, wenn überhaupt das Geld für eine (auch im Chaco) nicht billige Behandlung vorhanden wäre. So war unser »Consultorio« immergut besucht, absoluter »Renner«: die Kusto-Prothesen.
Wie die Aufnahme, so freundlich war auch der Abschied, bei dem uns zu Ehren eine Ziege geschlachtet und auf einem Festmahl verspeist wurde.
Dr. Hans-Lothar Amelunxen